Märchen-Seite

Auf dieser Seite stelle ich euch von mir geschriebene Märchen vor. Diese Märchen habe ich für meine Nichten und Neffen ausgedacht. 

Da die Kinder die gleichen Geschichten immer und immer wieder erzählt haben wollen, bin ich irgendwann dazu übergegangen, die Märchen aufzuschreiben. Hier könnten die Geschichten immer mal wieder wechseln. Ich wünsche euch viel Spass beim lesen

Der kleine Räuber Mümmelmann

Diese Geschichte ist das Ergebnis eines für die Kinder ziemlich langweiligen Spazierganges. Meine damals 4 Jahre alte Nichte wollte eine Geschichte hören, in der ein lieber Räuber und eine Toilette eine Rolle spielten. So ist "der kleine Räuber Mümmelmann" entstanden

Die kleine Prinzessin Hannah-Sue

Die kleine Prinzessin Hannah-Sue fiel mir ein, als ich in einer Zeitschrift einen "Selbst-Test" las, in dem ein Schloss abgebildet war, und die Frage lautete, ob man sich zutrauen würde, zu diesem Foto eine Geschichte zu erfinden. So wurde die Geschichte der kleinen Prinzessin geschrieben. 

Als der Mond Kartoffelklöße aß

Diese Geschichte ist das Produkt einer Alberei unter Freunden. Eines Sommertags hörte ich wie sich Freunde beim Anblick des Mondes unterhielten. Kleine Wölkchen schwebten um den Vollmond. Jemand sagte: das schaut aus, als ob da Klöße (Knödel) um den Mond schwebten. So fiel mir die Geschichte vom Mond, der Kartoffelklöße aß ein. 

Nüsse

Diese Geschichte ist entstanden, als wir in einem Herbst unsere komplette Walnussernte an unsere Haus- und Scheunen-Mäuse verloren hatten. Ich dachte darüber nach, wie es wohl zugegangen sein mochte, dass sämtliche Nüsse verschwanden. So ist die Geschichte von den Nüssen und den Mäusen entstanden.

Viel Freude beim Lesen 

Der kleine Räuber Mümmelmann

Der Mümmelmann war ein Räuber. Aber leider war er ein bisschen dumm. Er hatte sich nämlich im Wald ein kleines Häuschen gebaut. Dabei hatte er aber vergessen, eine Toilette zu bauen. Das wurde ihm bald zum Verhängnis; und das kam so:

Eines schönen Tages beschloss der Mümmelmann, einen Ausflug in die Stadt zu machen. “Vielleicht,” so dachte er sich, “finde ich irgend etwas, das ich gebrauchen kann. Ich darf mich halt nicht erwischen lassen.” Und so marschierte er los. Es dauerte gar nicht lange, da kam er am Rande der kleinen Stadt an. Gleich beim ersten Haus hatte eine junge Frau einen Kuchen auf dem Fensterbrett abgestellt. Der Kuchen kam gerade aus dem Backofen und war noch warm. Die Hausfrau hatte ihn dort abgestellt, damit er schnell auskühlen konnte. Sie wollte ihn am Nachmittag mit ihren Nachbarinnen zum Kaffee verspeisen. Der Mümmelmann sah den Kuchen und bekam richtig großen Appetit darauf. Hm, dachte er, so ein frisch gebackener Kuchen würde mir jetzt aber sehr gut schmecken. Ich hab richtig großen Hunger. Er schlich sich an und schnappte sich ein großes Stück von dem Kuchen. Schnell machte er, dass er wieder weg kam. Er wollte ja schließlich nicht mit dem frisch stibitzten Kuchen in der Hand erwischt werden. Während er noch den Kuchen aß, ging er weiter die Straße hinunter. Auf einmal sah er in einem Garten frisch gewaschene Wäsche an der Leine hängen. Die Hemden, Hosen und Socken schaukelten im leichten Wind. Der Mümmelmann blieb stehen und schaute der Wäsche zu. Dann stutzte er. “Oh, diese zweite Hose von links gefällt mir aber gut. Ich glaube, die hat genau meine Größe.” Und er sah an sich herunter auf seine arg verschlissenen Hosenbeine. Oh ja, eine neue Hose könnte er schon mal gebrauchen. Ich glaub, ich tu’s, dachte er sich und sah sich vorsichtig um. Niemand war hier an diesem Morgen unterwegs. Schnell kletterte der kleine Räuber über den Zaun. Mit wenigen Sprüngen war er an der Wäscheleine und schnappte sich die Hose, die er sich ausgesucht hatte. Ein bunt kariertes Hemd nahm er sich auch noch mit. “Na prima, die Wäsche ist ja schon trocken. Da kann ich die Hose zuhause gleich anziehen, juhuu!” Und er machte vor Freude einen großen Sprung. Die Hose war aber auch wirklich schön: Dunkelbraun und warm und weich, gerade das richtige für den kommenden Winter. “Die scheint auch fast neu zu sein, na um so besser für mich. Das Hemd ist auch noch nicht sehr alt.” Er rollte Hose und Hemd zusammen und klemmte sie sich unter den Arm. Dann ging er weiter durch die Stadt.
Schon zwei Häuser weiter sah er einen alten Mann, der auf der Haustreppe saß und Schuhe putzte. “Apropos Schuhe, sprach er zu sich selbst, “ich habe ein großes Loch in der linken Sohle. Da könnte ich wohl mal ein paar neue Schuhe gebrauchen. Mal sehen, irgendwann klappt es bestimmt.” Da jagte eine Idee durch seinen Kopf. Er versteckte sich hinter der Gartenhecke. Von da aus konnte er den alten Mann gut beobachten. Vorsichtig, damit er nicht gesehen wurde, guckte er durch die Zweige. Auf einmal sah er, dass der Mann aufstand und ins Haus ging. Schnell öffnete der Mümmelmann die Gartentüre und schlich sich vorsichtig über den Rasen. Den Gartenweg wollte er nicht benutzen, da könnte man ihn ja durch das Fenster sehen. Er schlich gebückt an die Haustür und schnappte sich schnell ein paar Schuhe. Nein, das geht nicht, dachte er sich, die kann ich nicht so mitnehmen, Schuhe muss man anprobieren. Er setzte sich auf die Treppe und zog seine kaputten Schuhe aus. Da hörte er im Haus Schritte, die sich näherten. Schnell nahm er die stibitzten Schuhe in die Hand und rannte auf Socken zur Gartenhecke zurück. Au, das piekste aber. In der Hecke zog er schnell die Schuhe an. Zum Glück, die passten, aber jetzt nichts wie weg. Leider hatte er in der Eile vergessen, seine ausgetretenen Schuhe mitzunehmen.
Da er das nicht bemerkte, spazierte er unbekümmert weiter.
Als er am Ende der Straße ankam und gerade um die Ecke biegen wollte, sah er vor einer Haustür einen prall gefüllten Einkaufskorb stehen. Die alte Frau, die hier wohnte, hatte ihn abgestellt und wollte die Sachen in kleinen Portionen nach oben tragen. Sie wohnte im ersten Stock und konnte den schweren Korb nicht die Treppe hinaufschleppen. Mit Brötchen und Butter war sie gerade unterwegs. Der Mümmelmann untersuchte den Korb. Er fand darin ein Glas Marmelade, ein halbes Dutzend Eier, Brot, das schon in Scheiben geschnitten war. Ein Schüsselchen Wurstsalat Auch Käse, eine Flasche Saft und einige Scheiben Schinken hatte die Frau eingekauft. Außerdem lagen noch zwei Paar warme Wollsocken im Korb. Die hatte die Dame bei einem Straßenhändler gekauft. Ihr Bruder wollte sie besuchen. Der liebte Wollsocken. Er sollte sie geschenkt bekommen. Bei dem Anblick der guten Sachen bekam der kleine Räuber einen großen Hunger. Er sah sich kurz um. Niemand da. Schnell den Korb geschnappt und “ab durch die Mitte”. Weg waren Korb und Mümmelmann. In dem Korb fanden auch noch die Hose und das Hemd Platz. Den Kuchen hatte er ja schon aufgegessen.

Er ging noch ein wenig durch die Straßen und kam in die kleine Fußgängerzone. Dort gefiel es ihm aber nicht besonders gut. “Ne, hier sind mir zu viele Leute unterwegs. Ich geh lieber wieder in meinen Wald, da findet mich so schnell keiner.” Er wusste ja nicht, dass alle Leute in der kleinen Stadt sein Versteck im Wald kannten. Sie hatten ihn auch schon mehrmals holen wollen. Aber er war ja fast nie zuhause.

Also ging der Räuber wieder zurück in seinen Wald. Dort angekommen verschloss er die Tür seines Häuschens sehr sorgfältig. Dann zog er sich um. Seine alten Klamotten warf er in die Mülltonne. Die waren wirklich nicht mehr zu gebrauchen. Als er sich komplett umgezogen hatte, ging er in seine kleine Küche und begann den Korb der alten Frau auszupacken. Er freute sich schon auf sein köstliches Mahl. Aber zuerst musste er noch mal aufs Klo. Zu dumm, dass er vergessen hatte, in seinem Haus eine richtige Toilette zu installieren. Jetzt musste er seinen schön gedeckten Tisch mit all den Köstlichkeiten der alten Frau stehen lassen und in den Wald hinausgehen.
Was war das, da hörte er doch Stimmen. Die riefen seinen Namen. Au weh, die Leute aus der Stadt waren gekommen. Bestimmt wollten sie ihn beschimpfen, weil er sie bestohlen hatte. “Wie haben die nur gemerkt, dass ich es war, der all die Sachen mitgenommen hat?” überlegte sich der Räuber. Dann fielen ihm seine Schuhe ein, er hatte vergessen, seine alten Schuhe mitzunehmen, als er vor dem Mann mit den Schuhen weglief. “Zu dumm, das kann auch nur mir passieren,” dachte er. Aber, er konnte sich nicht länger in seinem Haus verstecken, wenn er jetzt nicht hinausginge, dann würde er seine Hose nass machen, und um diese schöne neue Hose wäre es wirklich schade. “Also, da muss ich nun durch, ich werde mich den Leuten stellen und wenn sie mich beschimpfen, dann muss ich das halt in Kauf nehmen.” Mit diesen Gedanken ging er vor die Haustür. “He, Räuber Mümmelmann, gib mir sofort mein Hemd und meine Hose wieder, die du von der Leine in unserem Garten gestohlen hast,” rief ein junger Mann. “Und ich möchte meine guten Schuhe wieder haben, deine ausgelatschten Treter kannst du behalten,” schimpfte der ältere Mann, der vor der Tür die Schuhe geputzt hatte. “Außerdem haben die hier ein Loch und meine sind erst vor kurzem neu gekauft worden, also her damit.” “Und ich habe Hunger und möchte meine gekauften Lebensmittel wieder haben. Außerdem muss ich unbedingt meine zwei Paar wollene Socken wieder bekommen. Die hab ich nämlich als Geschenk gekauft für meinen Bruder. Der will mich besuchen.” klagte die alte Frau. “Und was ist mit meinem Kuchen, ein riesiges Stück fehlt” schimpfte die junge Frau, die den Kuchen zum Auskühlen auf das Fensterbrett gestellt hatte. 
Oh, jetzt war guter Rat teuer. Der arme kleine Räuber hockte vor seiner Türe und wurde ganz traurig. “Ihr lieben Leute, ich kann euch ja verstehen, dass Euch das nicht gefällt, wenn ich euch Sachen wegnehme. Aber du,” wandte er sich an den jungen Mann, "hast so viele Hosen und Hemden. Allein auf der Leine hingen eine ganze Menge und ich hab doch nur diese einzige Hose und das einzige Hemd, das ich mir heute bei dir geholt habe. Meine andere Hose und mein Hemd sind schon ganz kaputt. Außerdem ist der Stoff so dünn, dass ich im Winter ganz erbärmlich frieren werde. Und du,” sprach er zu der alten Frau, “hast erst neulich erzählt, dass du vor lauter Überfluss gar nicht mehr weist, was du essen sollst. Ich habe aber seit gestern Mittag nichts mehr gegessen und hab einfach Hunger.
Und was deinen Kuchen anbelangt,” er drehte sich zu der jungen Frau um, die den herrlichen Kuchen gebacken hatte, ”der war köstlich. Ich kann gar nicht sagen, wann ich zuletzt einen Kuchen gegessen habe. Danke schön. Wenn du,” sprach er zu dem alten Mann mit den Schuhen, “meine Schuhe gesehen hast, dann ist dir auch klar, dass diese Schuhe nicht mehr zu gebrauchen sind. Und bei dir standen so viele. Da dachte ich, dass es gar nicht auffällt, wenn ich ein einziges Paar nehme."

Jetzt bekamen alle Leute Mitleid mit dem kleinen Räuber Mümmelmann. Plötzlich bot der alte Mann dem Räuber an: “Hör mal, du brauchst die Schuhe nicht zu stehlen. Wenn du jeden Dienstag bei mir alle Schuhe putzt, dann bekommst du von mir jeden Frühling und jeden Herbst ein Paar neue Schuhe geschenkt.” “Das ist aber ein tolles Angebot. Herzlich gern. Am nächsten Dienstag um drei Uhr am Nachmittag bin ich bei dir, dann zeigst du mir, wie man Schuhe putzt. Dann werde ich das tun, vielen Dank.”

“Wenn du jeden Samstag für mich einkaufen gehst und den schweren Einkaufskorb in meine Wohnung trägst, dann sollst du von mir immer genügend Lebensmittel haben, die du brauchst, damit du nie mehr Hunger hast,” bot die alte Frau an. “Au prima, das mache ich gerne. Am Samstag um halb neun Uhr morgens komme ich und hole die Einkaufsliste bei dir ab. Bis dann also.”

“Wenn du mir im Sommer jeden Montag den Rasen mähst und im Winter regelmäßig Schnee räumst, bekommst du jedes Jahr eine Sommer- und eine Winterhose und jeweils ein Hemd dazu. Auch eine Decke sollst du von mir bekommen,” bot der junge Mann an und Mümmelmann freute sich. “Das mach ich gerne. Am Montag um 10 Uhr bin ich bei dir und fange an. Bis Montag.”

“Du könntest mir jeden Donnerstag das Holz fürs Wochenende in die Wohnung tragen. Wenn du das tust, werde ich dir jeden Freitag einen Kuchen bringen. Dann hast du jedes Wochenende einen guten Kuchen, nur für dich allein. Und ein Pfund Kaffee bekommst du auch dazu.” Mümmelmann drehte sich erstaunt um. Die junge Frau wollte ihm tatsächlich jede Woche einen wunderschönen Kuchen backen. “Das ist aber prima, Morgen ist ja schon Donnerstag. Am Nachmittag um vier Uhr bin ich bei dir und bringe dir dein Holz. Du musst mir nur zeigen, wo ich es hinlegen muss. Bis morgen also. Ich freu mich schon auf den Kuchen.”

Und so waren alle zufrieden. Der Räuber durfte die gestohlenen Sachen behalten. Er wollte dafür den Leuten auch helfen. Und so geschah es. Am Donnerstag ging er Holz tragen zur jungen Frau. Die brachte ihm am Freitag dafür einen Schokoladenkuchen und eine große Kanne Kaffee dazu. Am Samstag früh holte er bei der alten Frau die Einkaufsliste und den Korb ab. Er ging durch die Stadt und kaufte alles, was die alte Frau ihm aufgeschrieben hatte. Dafür bekam er Obst, Brot, Butter, Käse, Wurst, Teebeutel, sogar eine Tafel Schokolade und eine Flasche Saft waren dabei. Am Montag ging er zu dem jungen Mann und lernte Rasenmähen. Beim ersten Mal wurde es noch etwas ungleichmäßig. Aber das lernte er sicher noch. Dafür durfte er ja die Hose und das Hemd behalten. Außerdem schenkte der Mann ihm noch eine warme Jacke. Die war zwar etwas zu groß aber das machte nichts aus. Auch eine Decke und einen schönen gestrickten Pullover bekam er noch.

Am Dienstag besuchte er den alten Mann. Der zeigte ihm zuerst, wie man Schuhe putzt. Das hatte der kleine Räuber schnell begriffen. Jetzt glänzten die Schuhe des alten Mannes immer besonders stark. Weil er sich darüber so freute, schenkte er dem Mümmelmann noch ein Paar warme Handschuhe, eine Mütze und einen Schal.

Jetzt konnte der Winter kommen, dem Räuber würde es an nichts fehlen.

Aber halt, jetzt war der Räuber ja kein Räuber mehr, er brauchte sich das was er benötigte nicht mehr stehlen. Er half den Leuten in der Stadt und die beschenkten ihn dafür mit allem, was er brauchte. So wurde aus dem Räuber Mümmelmann jetzt der Helfer Mümmelmann.

Und wenn sie nicht gestorben sind, so helfen sie einander noch heute.

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Als der Mond Kartoffelklöße aß

In Lasingen, einer kleinen Stadt, gibt es neben dem Marktplatz eine große Wiese. Auf dieser Wiese treffen sich jeden Nachmittag die Kinder, um zusammen zu spielen. Es gibt viele Kinder in Lasingen, und so ist es gut, dass die Wiese sehr groß ist. So haben die Kinder genug Platz zum Toben.
In den Sommerferien ist auch am Abend noch allerhand los, so auch an dem Abend, als die Geschichte begann.
Benny, Ken und Gisela waren Geschwister. Sie spielten mit vielen anderen Kindern Völkerball. Das war sehr lustig und die Kinder hatten viel Spaß. Es wurde immer dunkler. Fast schon sahen sie den Ball nicht mehr. Plötzlich rief ein Mädchen: “Seht doch mal, der Mond ist schon aufgegangen!” “Oh,” entgegnete Gisela, “ich glaube wir müssen jetzt nach Hause gehen.”
“Sagt mal”, überlegte Benny, “ist euch auch schon aufgefallen, dass der Mond jeden Abend dünner wird?” “Ja, das stimmt”, rief Ken, “aber daran können wir auch nichts ändern.” “Vielleicht doch,” meinte Gisela und rief laut: “He, kommt doch mal alle her zu mir!” Alle Kinder, die auf der Wiese spielten, kamen angelaufen und setzten sich im Kreis, so konnten sie am besten beraten.
“Also”, begann Gisela, “Ken, Benny, Julia und ich, wir haben festgestellt, dass der Mond jeden Abend dünner wird. Wenn wir ihm nicht helfen, dann gibt es eines Tages keinen Mond mehr und die Nacht wird total finster.” “Ja, schon,” sagte ein Junge, “aber wie willst du das anstellen?”
“Genau” und “Wie sollen wir Kinder dem Mond helfen können?” riefen die Kinder durcheinander.
“Ich hab da so eine Idee,” antwortete Gisela und erzählte den Kindern, was sie sich ausgedacht hatte: “Unsere Mütter kochen doch so wunderschöne Kartoffelklöße. wenn wir jetzt heimlaufen und unsere Mütter bitten, uns ganz viele Klöße zu kochen, dann können wir die morgen Abend dem Mond füttern. Dann wird er wieder rund und gesund.” “Schon, aber   w i e   willst du ihn füttern?” fragte Benny. “Das fällt mir dann schon noch ein,” gab Gisela zurück.
Alle Kinder gingen nach Hause und erzählten ihren Müttern von ihrer geplanten “Mond-Hilfs-Aktion” Überall in den Häusern der ganzen Stadt machten sich die Mütter daran, viele runde Kartoffelklöße zu kochen.
Am nächsten Abend trafen sich alle wieder auf der großen Wiese. Die Mütter hatten große Teller mit Klößen mitgebracht. Auch die Väter waren gekommen. Alle wollten mithelfen, den Mond zu füttern. Sogar die kleinen Krabbelkinder hatten sie mitgenommen. Sie saßen auf einer Decke am Rand und sahen gespannt zu.
Benny, Gisela und noch ein paar andere Kinder versuchten, die Klöße, dem Mond zuzuwerfen aber die Klöße fielen immer wieder auf die Erde und wollten einfach nicht zum Mond fliegen.

Einer der größeren Jungen hatte plötzlich eine Idee: “Mensch, wir holen die Feuerwehr. Die Feuerwehr mit den langen Leitern. Die fahren wir aus und klettern hinauf. Vielleicht können wir dann die Klöße so hoch werfen, dass sie bis zum Mond fliegen.” “Toll” “Prima” “Super Idee” riefen alle durcheinander. Ein paar Männer liefen auch gleich los. Bald darauf hörte man das Feuerwehrauto mit Sirene und Blaulicht kommen. Julias Vater drehte die Leiter aus und Benny, Ken und noch ein Junge kletterten hinauf. Die Leiter war ganz schön hoch. Die Kinder von unten warfen ihnen die Klöße zu und Benny und der andere Junge fingen sie auf und reichten sie an Ken weiter.                       
     
Ken, der stärkste von den dreien, warf sie nun hoch. Aber leider, alle Klöße fielen auf den Boden. Traurig stiegen sie von der Leiter herunter. Die Männer brachten das Feuerwehrauto wieder weg.
Auf der Wiese setzten sich alle wieder im Kreis. In der Mitte standen die Klöße. Vierhundertvierzig Stück hatten die Frauen gemacht und jetzt konnte der Mond sie nicht bekommen - schaaaade - Alle waren traurig.
Plötzlich musste Ken lachen: “Na, klar, so geht's!” rief er aus und erklärte den anderen seine Idee. “In der alten Scheune hinter dem Rathaus steht doch noch die ‘lange Gundel’ die nehmen wir!” “Na klar, dass wir nicht gleich darauf gekommen sind!” Jetzt waren alle wieder fröhlich. Jetzt mussten alle Männer los, denn die lange Gundel war eine riesige, schwere, uralte Kanone. Die Lasinger hatten sie schon fast vergessen. Aber jetzt wurde sie geholt. Die Männer brauchten lange dazu. Aber endlich stand sie auf der Wiese. Die lange Gundel hieß so, weil sie ein extra langes Rohr hatte.
Damit konnte man besonders weit schießen. Aber jetzt mussten die Kinder sehr vorsichtig sein. Eine echte Kanone ist schließlich kein Kinderspielzeug. Die Männer stopften die Klöße von vorne in die Nase der Gundel. 1--2--3-- bis 22. So viele Klöße passten in das lange Rohr. Ken rief: “Feuer - nein - Klöße frei!” und Julia durfte die Kanone abfeuern. Peng-peng-peng genau zweiundzwanzig Mal. Und siehe da, die Klöße kamen nicht zurück.
Der Mond musste sie wohl gegessen haben, denn am nächsten Abend hatte er ein wenig zugenommen.
Jeden Abend, sobald er aufgegangen war, wurde er nun von den Lasinger Kindern gefüttert.
Nach zwei Wochen war er dick und rund geworden, so dass Benny beschloss: “Ab Morgen bekommt er nichts mehr zu essen, sonst platzt er noch!” Die Kinder sahen von nun an jeden Abend nach dem Mond. Als er wieder ganz dünn wurde, bekam er wieder Klöße zu essen.

Manchmal, wenn der Mond am Abend ganz dünn ist und du siehst kleine Wölkchen um ihn herumschweben, dann weißt du ganz genau, das sind keine Wolken: Jetzt bekommt der Mond Lasinger Kartoffelklöß.

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Die kleine Prinzessin Hannah-Sue

Irgendwo im Märchenland zur Märchenzeit stand ein wunderschönes Schloss. In diesem Schloss wohnte König Omar II. mit seiner Frau und seiner Tochter.
Die Tochter des Königs hieß Hannah-Sue. Weil sie aber ziemlich klein geraten war, nannten alle Leute die Prinzessin nur die “kleine Prinzessin”. Aber die Familie wohnte nicht alleine in dem riesigen Schloss. Viele Dienerinnen und Diener wohnten in den unteren Stockwerken, damit sie jederzeit erreichbar waren und die königliche Familie bedienen konnten.

Die kleine Prinzessin hatte einen guten Freund, den Zwerg Pero. Pero spielte mit dem Mädchen und erzählte ihr viele lustige Geschichten. Manchmal hörte man Hannah-Sue bis in den Hof hinunter lachen. So lustig waren die Geschichten, die Pero ihr erzählte. Und dann lachten alle Leute im Schloss, denn sie freuten sich sehr, wenn die kleine Prinzessin so fröhlich war.
Pero war schon alt, über 90 Jahre. Eines Tages wurde der Zwerg krank Er wurde so krank, dass er nicht mehr aufstehen konnte. Die kleine Prinzessin lief traurig im Schloss umher und überlegte, ob sie vielleicht dem Freund irgendwie eine Freude machen könnte. Sie wollte ihn besuchen. Ein Wachposten stand vor der Zimmertüre der Pero. Hannah-Sue überlegte lange, wie sie den Wächter ablenken könnte, damit sie ihren Freund besuchen kann, aber ihr wollte einfach nichts einfallen. Schließlich beschloss sie, einfach hinzugehen, immerhin war sie des Königs Tochter und somit hatte auch der Wachposten ihr zu gehorchen. Außerdem konnte der König sehr böse werden, wenn jemand zu seiner Familie unfreundlich war und so bemühten sich alle im Schloss, immer freundlich zu dem Mädchen zu sein. Sie lief auf den Wächter zu und rief “Hallo, guten Morgen, haben Sie schon gefrühstückt”? “Ja, Majestät”, antwortet der Wachmann, “ich habe schon sehr früh gefrühstückt, denn um vier Uhr beginnt mein Dienst. Da muss ich hier sein.” Hannah-Sue freute sich, dass der Mann so freundlich zu ihr war und fragte: “Machst du mir die Türe zu Pero auf, ich möchte ihn besuchen?” “Selbstverständlich, Majestät, bitte sehr.” Und der Wächter zog die große schwere Eichenholztüre mit den vielen Verzierungen auf, damit das Mädchen eintreten konnte. “Danke,” rief sie dem Wachmann zu und spazierte zu ihrem Freund. Sie setzte sich an sein Bett und erzählte ihm Geschichten, so wie er es bei ihr immer gemacht hatte, als er noch gesund war. Aber Pero war schon sehr alt und seine Kraft war verbraucht. Am selben Nachmittag starb er, während Hannah-Sue ihm eine Geschichte von drei Kamelen erzählte. Als das Mädchen merkte, dass ihr bester Freund gestorben war, weinte sie sehr. Sie weinte 24 Tage hintereinander. Sie mochte auch nichts mehr essen.

Als sie am 25. Tag aufwachte, wunderte sie sich, weil ihr Bett so hoch war. Als sie sich anzog, merkte sie, dass ihre Kleider alle zu groß waren. Sie stellte sich vor den Spiegel und erschrak. Sie rannte durch 17 Zimmer des Schlosses, um ihren Vater zu finden. “Papa, Papa,” schrie sie “Papa, wo bist du nur?” Aber sie konnte ihn nicht finden. Plötzlich ging die Tür zum großen Saal auf und ihr Vater stand hinter hier. “Meine kleine Prinzessin, was ist denn geschehen?” wunderte sich der König. “Papa,” keuchte Hannah-Sue “hast du schon gesehen, ich bin kleiner geworden!” Ja, jetzt sah es der Vater auch. Seine Tochter war sehr klein geworden. Bisher reichte sie ihm immer bis zum Bauch, jetzt war sie auf einmal nur noch so groß wie seine Beine. “Das ist ja schrecklich, was machen wir nur?” Der König schickte seine Minister nach Hause und schloss  sich in seinem Zimmer ein, um zu überlegen, was nun mit seiner “kleinen Prinzessin” geschehen sollte.

Am Abend musste der Hofarzt kommen und die Prinzessin untersuchen. Er fand sehr schnell heraus, warum sie kleiner geworden war. Er erklärte dem König: “Deine Tochter, großer König, ist ein sehr fröhliches Mädchen. Jetzt ist ihr bester Freund gestorben, dadurch ist sie sehr traurig. Weil sie aber von Natur aus ein sehr fröhliches Kind ist, kann sie nicht wachsen, wenn sie nicht lustig ist und lacht. Im Gegenteil, wenn sie sehr traurig ist, dann wird sie immer kleiner. Sie hat jetzt viele Tage nur geweint und das hat sie so klein gemacht.” “Oh, mein armes Kind,” jammerte der König, “was kann ich nur für mein Töchterlein tun? Wie kann ich ihr nur helfen?”
“Ich wüsste einen Ausweg, aber der ist nicht einfach”, überlegte der Arzt.
“Das ist mir egal”, antwortete der König, “wozu bin ich König, wenn ich vor schwierigen Problemen kneife?” “Genau, das meine ich auch”, bestätigte der Doktor. “Also, König, du musst jemanden finden, der deine Tochter wieder fröhlich macht. Dann wird sie lachen und wenn sie lacht, kann sie auch wachsen und ihre normale Größe wieder bekommen. Aber, du solltest dich damit beeilen, denn deine Tochter wird von Stunde zu Stunde kleiner. Das kann auch gefährlich werden. Stell dir vor, wenn sie nach draußen geht, dann kannst du sie nicht mehr finden.”

Ja, so war es auch, Hannah-Sue wurde von Tag zu Tag kleiner. Nach einer Reihe von Tagen war sie nur noch so groß wie ihre eigene Puppe. Der König ließ überall im Lande verkünden: “Wer es fertig bringt, dass meine Tochter wieder lachen kann und wächst, der bekommt mein halbes Königreich und darf meine Hannah-Sue heiraten, wenn sie erst alt genug ist!”

Alle Leute hatten Mitleid mit der armen Prinzessin, die so traurig war. Viele kamen ins Schloß und versuchten, dem Kinde zu helfen. Aber bisher war es noch keinem gelungen.

Hannah-Sue wurde immer kleiner. Inzwischen war sie nur noch so groß wie ein Bleistift. Sie musste in ihrem eigenen Puppenhaus wohnen. Ins Dorf zu den anderen Kindern konnte sie nicht mehr gehen. Das wäre viel zu gefährlich gewesen. Wie leicht hätte eines der Kinder beim Spielen die Prinzessin zertreten können. So saß sie nur Tag für Tag im Wohnzimmer ihres Puppenhauses. Aber vom vielen herumsitzen wurde sie nur traurig und das war schlimm. Denn sie schrumpfte immer weiter.
Schließlich war sie so klein wie ein Finger. Man konnte sie schon fast nicht mehr finden. Also musste das Mädchen in ein kleineres Puppenhäuschen umziehen. Jetzt nannten alle Leute sie zu Recht “die kleine Prinzessin”.

Eines Tages, es war im Frühling, kam ein junger Mann ins Schloss, der sehr lustig angezogen war. Er ging zur Wache und sagte, er wolle versuchen, der Prinzessin zu helfen. “Vielleicht”, überlegte er, “kann ich ihr ja ein wenig die Langeweile vertreiben”. Der Wächter ließ in ins Schloss. Er wurde zu dem Zimmer der Königstochter geführt und trat ein. Er verbeugte sich sehr höflich “Guten Tag, liebste Prinzessin”, sagte er, “ich habe von deinem Schicksal gehört. Wahrscheinlich kann ich dir auch nicht sehr viel helfen. Aber vielleicht kann ich dir ein wenig Gesellschaft leisten, damit du dich nicht allzu sehr langweilst. Wollen wir miteinander spielen?” “Ich habe keine Lust zu spielen,” wandte Hannah-Sue ein, “aber wenn du nun schon mal da bist, könntest du mir etwas vorsingen, das mag ich nämlich gerne.” “Abgemacht”, sagte der Jüngling und fing an zu singen. Er sang wunderschön. Das Lied von einer kleinen Möwe, die so gerne ein Schwan sein wollte. Das Lied gefiel Hannah-Sue so gut, dass sie zu dem Burschen sagte: “Dein Lied ist schön, möchtest du nicht bei mir bleiben und mir jeden Tag vorsingen?” “Gerne, Prinzessin, denn ich habe Zeit. Ich komme von weit her. Mein Name ist Nefro. Ich habe selbst vor kurzem erst meine beste Freundin verloren, bin also alleine und kann sehr gut bei dir bleiben. Jeden Tag werde ich dir vorsingen, wenn du es möchtest.”  Hannah-Sue freute sich darüber, jetzt hatte sie jemanden, mit dem sie reden konnte und der auch mit ihr spielen wollte, damit sie sich nicht allzusehr langweilen musste.

Am nächsten Tag kam Nefro wieder und sang der Prinzessin vor. Gleich nach dem Frühstück. Aber, was war das? Nefro hatte wohl zu gut gefrühstückt. Er hatte einen massiven Schluckauf. Jetzt musste er immer wieder “hicksen”. Das hörte sich recht witzig an. Er sang wieder das Lied von der kleinen Möwe. “Es war - hicks - eine kleine - hicks - Möwe, die wollte - hicks - so sein wie ein - hicks - hicks - Schwan - hicks.”. Hannah-Sue musste lachen. Sie musste so sehr lachen, dass das kleine Puppensofa, auf dem sie saß, ganz kräftig wackelte. Sie lachte und lachte. Nefro, der auch ein sehr fröhlicher Mensch war, freute sich, dass Hannah-Sue lachte und er lachte mit ihr.

Plötzlich erschrak die Prinzessin. Sie hatte sich soeben den Kopf angestoßen. Ja, es stimmte, sie war wirklich gewachsen. Sie freute sich sehr. Vor lauter Freude lachte sie immer weiter und solange sie lachte, so lange wuchs sie auch.
Schon neun Tage später hatte sie ihre normale Größe wieder erlangt.

Hannah-Sue und Nefro gewannen sich sehr lieb. Sie wollten gerne für immer zusammen bleiben. Als Hannah-Sue erwachsen war, wurde der Pfarrer geholt und Hochzeit gehalten. alle im Schloss und im ganzen Königreich feierten mit. Die Fabriken wurden geschlossen. Die Arbeiter bekamen drei Tage frei. Auch für die Kinder fiel die Schule an drei Tagen aus. Das ganze Land freute sich mit seiner kleinen Prinzessin, die jetzt eine hübsche junge Frau geworden war.

Der König Omar war inzwischen ziemlich alt und so wurde Nefro der neue König und Hannah-Sue wurde Königin. Die beiden lebten sehr vergnügt. Aber nichts fand die neue Königin so schön, als wenn ihr Mann ihr das alte Lied von der kleinen Möwe vorsang, die so gerne ein Schwan werden wollte.

Und wenn du nicht weist, warum Hannah-Sue damals so sehr lachte, dann versuch doch mal selbst, mit Schluckauf zu singen. 

Nüsse

Vor einigen Jahren hatten wir in unserem Garten eine überreiche Walnussernte. Wir freuten uns über die große Ausbeute und beschlossen, einen Teil der Nüsse nach dem Trocknen an Freunde und Bekannte abzugeben, da wir so viele Nüsse gar nicht alleine aufessen konnten.

Damit die Nüsse an der Luft trocknen konnten, breiteten wir auf dem Dachboden sehr viel Zeitungspapier aus und legten die Nüsse locker darauf aus. Danach kümmerten wir uns weiter nicht mehr darum und freuten uns auf das Ergebnis.

Allerdings hatten wir nicht mit unseren kleinen Mitbewohnern gerechnet. Im Gebälk der Scheune gab es nämlich genügend Freiräume für Mäuschen, die sich dort vor dem doch sehr rauen Winter verkrochen hatten. Eines Tages entdeckte wohl der Mäusevater unsere frisch auf dem Boden ausgebreiteten Nüsse. Er lief auf den schnellsten Weg in sein Nest zu seiner Frau "Mäuschen", keuchte er, "wir haben wirklich liebe Menschen im Haus. Die haben uns eine große Menge Nüsse geschenkt." "Wieso? Ich verstehe das nicht." wunderte sich die Mäusin. "Ganz einfach: In diesem Jahr brauchen wir unsere Nüsse nicht mühevoll im Gras unter dem Nussbaum zu suchen, wo wir doch nur ein paar übriggelassene finden, die die Menschen vergessen haben. Nein, unsere lieben Zweibeiner haben uns die Nüsse direkt in das Haus getragen. Wir brauchen sie nur noch abzuholen. Komm gleich mit, ich zeige dir wo sie liegen." "Aber", wandte die Mäusin ein "wir können doch nicht einfach die Nüsse mitnehmen." "Doch, kennst du nicht das Sprichwort: Wer ein Geschenk zurückweist, beleidigt den Gastgeber? Also komm mit!"

So ganz waren die Zweifel der Mäusefrau noch nicht vergangen, aber sie begleitete ihren Gemahl durch die Scheune und auf den Haus-Dachboden. Dieser Weg war sehr gefährlich für die Mäuschen, denn in dem Haus lebten zwei Katzen, riesige Viecher!!! Beide mit einem enormen Appetit ausgestattet. Wenn die gemerkt hätten, dass ein Mäusepaar unterwegs ist - au weia.

Nach endlosem Marsch kamen die beiden dann auf dem Dachboden an. Welche Pracht: Jede Menge Nüsse, das könnte reichen um mindestens zwei Generationen Jungmäuse aufzuziehen! "Mann, das ist ja wundervoll, lass uns das Geschenk annehmen" freut sich die Mäusefrau. Beide nahmen je eine Nuss zwischen die Zähne und trugen sie in ihr Nest. Dort hatte die Mäusin dann sehr viel zu tun. Sie musste den Vorratsplatz vergrößern, damit auch ja alle Nüsse Platz hatten. Denn man durfte die edle Spende doch nicht verkommen lassen. Außerdem war die Mäusin hochträchtig und sollte bald werfen. Ihre Jungen würden jedenfalls gut gedeihen wenn so viele Nüsse vorrätig waren. Und sie freute sich auf ihre Kinder.

Beide Mäuse arbeiteten fieberhaft. Stunde für Stunde schleppten sie einzeln die Nüsse quer über den Dachboden, durch die Scheune bis zum Nest. Nach jeweils einigen Gängen mussten sie ausruhen, weil sie von der Schlepperei ganz erschöpft waren. Aber beide gönnten sich nur kurze Pausen. Zwischendurch knabberten sie an einigen Sonnenblumenkernen, die sie noch vom letzten Winter übrig hatten. Schließlich mussten die alten Vorräte zuerst gegessen werden. Die Nüsse hielten sich ja noch länger. Auch die Mäusin arbeitete, bis sich ihre Jungen ankündigten. Dann musste sie eine Pause einlegen um ihre Kinder zu bekommen. Insgesamt neun kleinen Mäuschen schenkte sie neues Leben. Aber damit war die Plagerei noch nicht zu Ende. Jetzt hatte sie auch zwischendurch noch ihre Jungen zu säugen, zu säubern und zu bewachen. Sie konnte nun vorerst nicht mehr helfen beim Nüssetragen. Also arbeitete ihr Mäuserich nur noch fleißiger, um bald alle Nüsse zuhause zu haben. Die Mäusin kümmerte sich unterdessen darum, dass keines ihrer Jungen zu kurz kam.

Bei dieser guten Versorgung und Pflege gediehen die Kleinen prächtig. Sobald sie laufen konnten wurden sie von den Eltern unterrichtet, wie man sich vor einer Katze in Sicherheit bringen kann. Dies ist eine sehr wichtig Lektion für die Mäuse. Als sie diese hohe Kunst ziemlich sicher beherrschten, rief der Vater sie zu sich "Kinder" sagte er "ihr müsst uns helfen. Wir schaffen die Arbeit nicht alleine." Die kleinen wunderten sich. Aber dabei waren sie auch stolz darauf, dass ihr Vater ihnen wohl eine wichtige Aufgabe zugewiesen hatte. "Also, wir haben von unseren Menschen eine große Menge Nüsse geschenkt bekommen, die müssen wir nach Hause holen. Und ihr müsst mir dabei helfen. Euere Mutter ist schon wieder trächtig und muss für die neuen Kinder das Nest vorbereiten und ausbauen und kann hier nicht helfen. Ich bin also auf euch angewiesen. Kommt mit, ich zeige euch was ihr zu tun habt."

Die kleinen Mäuschen freuten sich sehr und gingen mit ihrem Vater auf den Dachboden. Als sie die vielen Nüsse sahen staunten sie sehr. So viel zu essen hatten sie noch nie auf einem Haufen gesehen. "Nun packt an!" rief der Mäuserich "am besten nehmt ihr die Nüsse jeweils zu zweit, allein sind sie zu groß.

Alle kleinen Mäuschen sprangen hin und schnappten sich jeweils zu zweit eine Nuss. Keuchend schleppten sie ihre Geschenke ins Nest.

Als wir nach einigen Wochen die getrockneten Nüsse holen wollten, um sie aufzuessen, oder einen Kuchen davon zu backen, war nicht eine einzige Nuss mehr vorhanden. All die vielen Nüsse hatten die Mäuschen schnell verschwinden lassen.

Zuerst haben wir uns über den Verlust der Nüsse geärgert, aber dann haben wir daraus gelernt. Seitdem legen wir die Nüsse zum Trocknen eben nicht mehr auf den Dachboden.

Die ganze Geschichte ist tatsächlich so passiert - jedenfalls von unserem Standpunkt aus. Ob sie sich bei den "Mäusens" genauso zugetragen hat??? Tja, dazu müßte man wohl die Mäuslein befragen. Ihr Nest jedenfalls haben wir nie gefunden, denn sie sind natürlich viel zu schlau. Schließlich gibts im Dorf zu viele Katzen.

 

 

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